All Lyrics and Illustrations by Jürgen Plechinger.
Vergeblichkeit / Der Dilettant / Der Boxer / Pepe Pepita / Der Gauckler /
Ein Wolf geht Baden / Justiz-, Psychiatrie-, Politikopfer Gustl Mollath (Drei Lieder)
Vergeblichkeit
Man strengt sich an,
Rennt gegen Mauern,
Ahnt schon:
Es wird lange dauern,
Steht im Sturm,
Hofft auf Gelingen;
Möchte
Allzubestes bringen,
Der Dilettant
Kein großes Hirn, kein Genius
Kein Geistesblitz, kein Musenkuss
Nur weiche, grau umwölkte Birne
Nur Kleingeist hinter Faltenstirne
Ich tu‘, als ob die Wahl ich hätt‘
Und nehm‘ zum Fechten das Dilett.
Der Boxer
Dem Faustkampf frönend
Mit Schmerzen löhnend
Im Nehmen gestählt
Den Gegner achtend
Bis zur Grenze gequält
Das Hirn überhörend
Das Herz betörend
Mit dem Kampf vermählt
Nach dem Siege schmachtend
Von Sehnsucht gepfählt
Mit den Worten ringend
Auf’s Papier sie zwingend
Das Lied von Pepe Pepita
Wer treibt’s Schwarz-Weiß,
Hat’s nicht gern bunt,
Wer wuchert mit manch leichtem Pfund?
Wer schenkt und spendet keinen Cent,
Schon gar nicht dem World Wildlife Fund?
Pepe, der Pepitahund.
Der Gauckler
„Ich bin der Präsident!“, rief er
„Des ganzen Volkes, arm und reich!“
Nun kommt er wie ein Schuft daher,
Verwahrlost innerlich, die Birne weich.
Wie’s kam, das will ich euch erzählen:
Es ist ein Schauspiel, reine Scharade.
Einen Gauckler wollten sie sich wählen,
Einen Mann des Kapitals und der Parade.
Vorher mussten zwei Vorgänger weichen,
Der eine ein Banker, zu ehrlich, ganz nett;
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Ein Wolf geht Baden
Der Wolf, wie immer knurrt sein Magen,
Braucht dringend frisches Protein.
Drum robbt er, hungrig schon seit Tagen,
Zu einer Herde Schafe hin.
Doch Hammel, Zibbe, Bock und Lamm,
Anders als man immer denkt,
Sind aufmerksam und stehen stramm,
Von hohem Intellekt gelenkt.
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Heilige Abende
So mancher mag zum Weihnachtsfest
An transzendente Dinge denken
Doch das ist nur ein kleiner Rest
Geht’s doch ums Fressen und ums Schenken
Bei Schmidts gibts Heiligabend Gans
Bei Müllers Würstchen mit Püree
Frau Ott kocht Brüh‘ aus Ochsenschwanz
Die Mayer brät ein Rindsfilet
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Justizopfer Gustl Mollath:
Ein Lied (I. Justiz)
Er freislert und frisiert,
Und beugt das Recht mit G’walt
Er spräng im Saalgeviert
Wär er nicht schon so alt.
Das Urteil war schon lange klar,
man bringt an Fehler nei:
Dass Gustl ein Verrückter war
und auch in Zukunft sei.
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Psychiatrieopfer Gustl Mollath:
Ein Lied (II. Gutachter)
Klaus kennt an Haufen Leut‘
In Anzügen und Roben,
Die Klaus, was ihn sehr freut,
Für seine Arbeit loben.
Gefragt sein will ein jeder.
Dafür gibt’s auch noch Geld.
Da zieht er dann vom Leder
Und schreibt, was ihm gefällt.
Ein Nürnberger Gericht
Gibt die Bestellung auf:
Wir brauchen ihre Sicht
Auf Gustls Lebenslauf.
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Politikopfer Gustl Mollath:
Ein Lied (III. Ministerium)
Es hat sich nicht bestätigt,
Was sich bestätigt hat.
Man wurde noch nicht tätig,
Weil man doch schon etwas tat.
Es ist nicht mehr verfolgbar,
Ob Verfolgung etwas bringt.
Die Verfolgung ist nicht haltbar,
Wenn der Verfolger hinkt.
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