von Jürgen Plechinger
Er wollte niemandes Feind sein. Dennoch hatte man ihn dazu auserkoren. „Der Sommer“, denkt er, „ist eine sichere Jahreszeit.“
Agelstern ließ sich am Rand eines Roggenfelds auf einem von der Sonne erwärmten Stein nieder. Er genießt die Wärme und das Flimmern der Sommerluft.
Wie es schon immer ihre Art war, sind seine Artgenossen mittlerweile verstummt. Sie vertragen die Hitze nicht. In kühleren Stunden waren sie gewöhnlich laut und sie konnten es nicht leiden, wenn andere lauter waren als sie.
Er beginnt zu singen, als ob sie sich in Hörweite seiner lauten Stimme verborgen halten:
„Was nicht in Worte zu fassen ist, davon soll man singen!
Kinder der Unzeit,
Epigonen von Epigonen!
Ich sehe,
Wie durchtrieben ihr seid.
Ich sehe,
Wie ihr getrieben seid.
Gottverrückt.
Aufgerieben in steter
Wehrhaftigkeit.
Ich sehe euch
Dem ander’n eigen.
Die ander’n
Seh‘ ich grau.
Im Angesicht des Lebens
Sollt ihr beschämt sein!
Ich sehe,
Wie ihr die Selbstlüge liebt.
Ich sehe,
Wie ihr die Selbstliebe leugnet.
Daseinsblind.
Im Angesicht des Todes
Sollt ihr lachen!
Ich sehe,
Wie ihr Masse seid.
Ich sehe
Eure Einsamkeit.
Dem Höllenkreis
Der Himmelssehnsucht
Sehe ich euch
Entkommen.
Auf Seelenschutt gewachsen
Sehe ich euch gedeihen
In neuer Erde.„